20 November 2022

Tägliche digitale Missverständnisse

Liebe Beate,

Kommunikation ist heute vielseitiger und anfälliger für Missverständnisse als früher, obwohl wir nahezu in Sekunden mit jeder Person über die digitalen Lösungen verbunden sind und interagieren können. Was uns aber auch oft entgeht, ist das richtige Fingerspitzengefühl dazu. Was ich meine ist, wir wissen in Chat Situationen nicht, egal ob das privat oder in der Arbeitswelt ist, inwieweit der andere gerade überhaupt fähig ist diese Kommunikation zu führen. Was ich meine ist, dass wir oftmals aus der Ferne, an der anderen Leitung sitze jemand, der nur auf unsere Nachricht wartet.

Ich habe mir ein zwei Beispiele mal überlegt, da wir ja nie wissen, in welcher Umgebung das Gegenüber gerade ist. Stellt euch mal vor, ihr würdet eine in euren Augen wichtige Frage haben, aber derjenige Kommunikationspartner würde gerade in einer Kirche sein. Daher denke ich nicht, dass ihr zur Kirchentür hereingehen und quer durch die große Kirche eure Frage schreien würdet. Wiederum ein anderes Beispiel, ihr seid in einem Park und sucht euer Kind seit 20 Minuten, da werdet ihr vielleicht nicht flüsternd herumlaufen und den Namen des Kindes normal vor euch hin sprechen.

Nun ist der Umstand Stand der heutigen digitalen Kommunikation durch die ständige Erreichbarkeit-Möglichkeit, dass es fast eine Beleidigung ist, wenn jemand nicht direkt ans Handy springt oder eine Textnachricht beantwortet. Die Freiheit zu haben nicht erreichbar zu sein wird immer mehr ein Luxusgut. Das Internet sorgt für keine Pause, ein Onlineshop schließt nicht um 20:00 Uhr. Das Internet ist 24 × 7 verfügbar und interaktiver als ein Fernseher. Viele Menschen produzieren im Netz ein Angebot aus kreativem, unsinnigem und humorvollem Content. Das Einzige, was diese Entwicklung nach über 20 Jahren bremsen wird, ist Geld, immer mehr Dinge im Internet werden Abo Modelle. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass in Zukunft ein Internetanschluss kostenlos ist, wie z. B. Fernseher, aber auch dort gibt es Sender, die es nur per Abo gibt, mit monatlichen Kosten für bestimmte Angebote. Das ist ja auch ok, nur darf nicht passieren, dass es überhandnimmt und weiterhin alle unterschiedlichen Gesellschaftsformen daran teilhaben können und diese Kommunikationsplattform nutzen können.

Das Internet sollte eine Plattform sein, die Menschen weltweit vernetzt, egal welcher Nation, Religion und gerade den finanziell schwachen Gruppen Möglichkeit zur Information bietet, mit geringen Barrieren. Ein Internet, das kostenlosen Zugang bietet, aber auf Basis von Pay per use basiert, wird weniger Freiraum für Entwicklung und Kreativität bieten. Die großen Internetkonzerne, die in den Nuller Jahren gewachsen sind und heute das Internet überwachen und auch technisch weiter entwickeln, sollten sich immer daran erinnern, dass auch sie profitiert von den damaligen unbegrenzten Möglichkeiten haben.

Ein trauriges Beispiel von Plattformzerstörung bietet sich bei Twitter, ich bin sehr gespannt ob Twitter in 5 Jahren auch nach dem Umbruch durch Musk noch eine Rolle spielt. Vielleicht existiert es noch so wie heute die Yahoo Suche. Solche Veränderungen des Netzes oder Communitys, die es verärgert könnte auch neue Plattformen schaffen. Siehe WhatsApp und welche Vielfalt entstanden ist danach durch den Kauf vom Süße Berg und sein Gesichter Buch.

Beste Grüße aus dem ganz normalen, täglichen Wahnsinn.

Dein

Alex

 

P.S. Ich denk an Dich


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Verfasst 20. November 2022 von alex in category "Briefe von Alex

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