23 August 2022

Heimat

Liebster Alex,

seit unserem letzten Brief ist sehr viel Zeit vergangen. Viel zu viel Zeit. Wir haben und von unseren Projekten und dem Leben an sich zu sehr einbinden lassen. Aber seit Tagen habe ich ein großes Verlangen Dir zu schreiben. Meine Gedanken jemanden mitzuteilen scheint mir in diesem Moment sehr wichtig.

Ohne Umschweife komme ich gleich zur Sache. Ich war vor ein paar Tagen im Haus für Geschichte. Dieses Museum in Bonn befasst sich unter anderem mit der deutschen Geschichte ab 1945. Die Ausstellung „Heimat. Eine Suche“ wollte ich mir anschauen. Neugierig und voller Erwartung betrat ich die Ausstellung. Wie du dich erinnerst, haben wir schon zuvor von Heimat gesprochen. Wir wollten sogar gemeinsam nach Polen reisen, um meine alte Heimat zu finden. Ich dachte, dass mir die Bonner Ausstellung ein wenig helfen würde, mich zu erinnern, meine Heimat bewusster zu vermissen, sie zu erkennen, sie wertzuschätzen, endlich diese Unruhe loszuwerden, die mir sagt, dass ich doch eine Heimat, eine Ursprung brauche, aber wie so oft kam alles ganz anders.

Die Kuckucksuhren und die Karnevalsantiquitäten lies ich links liegen, mich begeisterte es wenig, diese Artefakte zu betrachten. Brauchtum. Natürlich überlegte ich sofort welches Brauchtum für mich wichtig gewesen ist. Mir fiel da nur Weihnachten ein. Meine Eltern haben am Heiligen Abend immer einen Teller mehr gedeckt, falls noch jemand unerwartetes vorbeikommen sollte. Ist das Brauchtum oder nur Familientradition.  Meine Eltern kann ich nicht mehr fragen. Keine Familie….keine Heimat? Ansonsten fallen mir nur kirchlich belastete Brauchtümer ein oder „prima aprils“, den ersten April in Polen. Aber nichts, womit ich mich wirklich identifizieren kann.

Das ist es nicht, mein Unmut wächst. Es gibt Videoinstallationen. Menschen erzählen von ihrem Begriff von Heimat. Ich denke: „Das ist doch nur für Menschen, die eine Heimat haben interessant. Das ist Voyeurismus. Da können sich die Biowestdeutschen ein Bild von Heimatlosigkeit machen. Vom Schmerz der Migranten und Vertriebenen, die immer auf der Suche sind nach der neuen Heimat oder dem Schmerz von Verlust.“  Aufgewühlt gehe ich weiter.

Ein Teil der Ausstellung befasst sich mit der Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Nun, ich bin persönlich der Meinung, dass es recht war, alle Deutschen wegzuschicken. Natürlich konnte der einzelne Ostdeutsche nichts für den Angriffskrieg Hitlers, aber …ist egal…also nicht egal, aber nicht der Punkt meines Briefes.

Meine Eltern blieben in Polen. Ein Teil der jeweiligen Familien, alle älteren Geschwister, zog nach Westen. Sie zogen mit den Tracks. Meine Eltern blieben mit ihren Eltern in Polen. Oberschlesien. Sie sprachen, als sie noch lebten nie darüber. Jetzt kann ich sie über das Wie und Warum nicht mehr fragen.

Meine Mutter und mein Vater haben beide noch die Grundschule in deutscher Sprache besuchen können. Danach kam das Ende des Dritten Reiches, zum Glück der Menschheit, zum Leid des Einzelnen. Sie haben mir nie erzählt, ob sie je eine polnische Schule besucht haben. Mein Vater war Meister für Elektrotechnik im Bergbau. Meine Mutter war Glasbläserin. Irgendwie ging dann doch alles. Nur dieser Ausreiseantrag für die BRD hat alles zur Nichte gemacht, oder alles gerettet.

Deutschstämmige, die einen Ausreiseantrag gestellt hatten, mussten mit Repressalien in Polen rechnen. Darüber werde ich vielleicht ein anderes Mal Schreiben. Das ist jetzt nicht wichtig.  Meine Eltern haben 11 Jahre auf ihre Ausreise in die BRD gewartet.

Mein Vater war 43 und meine Mutter 35 als wir in die BRD kamen.

Sie haben 11 Jahre lang versucht Gleiwitz nicht als ihre Heimat zu sehen.  Kannst Du Dir das vorstellen? Immer auf dem Sprung zu sein? Soweit ich mich erinnern kann, hatten meine Eltern keine Freunde in Polen. Keinerlei Bindung zur Stadt oder Land. Sie lebten mit der Hoffnung auf eine Rückkehr. So nannte sie es. ABER WOHIN? Sie waren doch nie zuvor in der BRD. Niemand wartete in Westdeutschland auf Sie. Die Verwandtschaft müde vom Päckchen schicken, gesetzt in Einfamilienhäusern, etabliert in Westdeutschland. Zu viel Zeit war vergangen. Die Familie war sich fremd. Da waren Sie, die Spätaussiedler, in Polen die „Niemiecki“, in Deutschland die „Polacken“.

Es geht nicht darum eine Heimat gehabt zu haben, es geht darum eine Heimat zu haben und sie zu lieben und gestalten zu können.

Das wäre mein letzter euphorischer Aufruf gewesen aber so einfach ist das nicht.

Meine Eltern waren nicht unglücklich. Unsere Familie überschattete jedoch eine grundsätzliche Traurigkeit. Die Heimatlosigkeit, die meine Eltern erfahren mussten, hat sich tief in mir verankert. Die Traurigkeit, die ich empfinde betrifft in erster Linie meine Eltern, sie haben so viel ertragen. Wenn ich Fotos von Menschen mit Koffern oder heute mit Plastiktaschen sehe, die Ihre Heimat verlassen müssen, dann muss ich einfach weinen, weil diese Schicksale zumeist trauriger sind als meine. Das habe ich auch in der Ausstellung gemacht. Ich stand da und Tränen liefen völlig unkontrolliert aus meine Augen. Ich war sehr froh über dem achtsamen MuseumswärterInnen. Vielleicht war ich ja nicht die erste.

Meine Eltern hatten keine Heimat, ich habe keine Heimat, aber meine Kinder werden eine Heimat haben.  Das ist ein Lichtblick. Viele andere Menschen verlieren gerade eben ihre Heimat, während wir darüber sprechen, ob wir im Winter genug Gas haben werden. Es liegt an uns, ob sie hier eine neue Heimat finden. Wenn wir heimatlosen die Möglichkeit geben Teil unserer Heimat zu werden, sie teilhaben zu lassen an guten, wie auch schlechten Dingen. Die Verantwortung mit Ihnen teilen, sie ihre neue Heimat mitgestalten lassen, dann werden sie sie am Ende auch lieben.

Deine Beate

P.S. Ich denk an Dich

20 November 2021

Geschichten aus der Hamsterradhölle

Die Welt, wie sie heute ist und wie ich aus dem Schwimmbad rausgeworfen wurde.

Lieber Alex,

düstere Zeiten haben begonnen. Um mich auf gar keinen Fall wieder so gehen zu lassen wie bei der ersten, zweiten und dritten Pademiewelle, habe ich mir schon ein konkretes Sportprogramm überlegt. Gestern war Schwimmen dran. Gern gehe ich in eine gut erhaltene öffentliche Schwimmhalle in meiner Nähe. Nichts Besonderes, 25m kurze Bahnen. Zwei Schnellschwimmerbahnen, ein Haarspraybecken und ein Nichtschwimmer.

Was ist denn ein Haarspraybecken ?

fragen alle, die nicht in deutsche Hallenbäder gehen. In Australien zum Beispiel gibt es sowas nicht. Da gibt es Becken für Schwimmende. Nur Bahnen oder ein Sprungbecken oder in einer Schwimmschule eben Lernbecken. Schnelle und langsame Schwimmer finden in den Bahnen der australischen Bäder zueinander und schwimmen quasi immer in der Runde in ihrem Becken. Down under natürlich gegen den Uhrzeigersinn. In Deutschland gibt es für den Breitensport, und das nicht auf die Statur bezogen, der schlechte Wortwitz musste da mal rein, meist nur kleine Becken in denen maximal zwei Bahnen abgetrennt sind. In dem restlichen Teil des Beckens herrscht Sodom und Gomorra, das Recht des Unverschämten oder Purge. Hast Du den Film schon mal gesehen? Da dürfen alle für einen Tag alles machen, wozu sie schon immer mal Lust hatten. Keine Gesetze, Mord und Todschlag sind erlaubt und werden nicht geahndet. Völliger Scheiß, da vollkommen unrealistisch. Dachte ich bis gestern.

Also gestern waren die zwei Bahnen für die Schnellschwimmer sehr voll und auch schon durchwachsen befüllt. Du musst nämlich wissen, dass Männer unter 70 grundsätzlich nicht in das Haarspraybecken gehen, dabei ist es ohne Belang, ob sie wirklich schwimmen können oder einfach nur nicht ertrinken, weil sie sich durch nicht gerade sportliche Bewegungen am Untergehen hindern. Wahrscheinlich ist der Mangel an Haaren die fehlende Schnittmenge, die sie daran hindert sich ihren Fähigkeiten entsprechend einzusortieren. Das Haarspraybecken ist, musst Du wissen, ausschließlich für ältere Damen reserviert, die nach dem Schwimmen ohne Fön mit perfekt gelegten Haaren zum Kaffeekränzchen gehen wollen oder zum Aldi.

Innerhalb der Bahnen für gute Schwimmer gibt es strenge, aber doch sinnvolle regeln. Es wird im Uhrzeigersinn geschwommen. Wer zu langsam ist, über den wird drüber gekrault. Gefühlt befinden sich Köpfe in gleicher Zeitspanne unter Wasser wie über Wasser. Es wird nicht am Rand rumgestanden, dafür sind die Ecken da. Im gegenseitigen Einvernehmen wird hier ein work-out absolviert. Man meckert nicht, erträgt die langsamen, wenn es sein muss und ist meistens nach einer Stunde fertig.

Aber an diesem Tag hatte ich einfach keine Lust auf diesen Druck. Ich muss mich nämlich wirklich anstrengen, um da einigermaßen mit halten zu können.

Scheinbar hat jeder oder jede in meinem Alter schon mal hier im Osten Berlins für Olympia trainiert

und ich gehöre nun mal zu den Breitensportlern, mit Corona auch im körperlichem Sinn.

Ich war nicht ganz auf der Höhe und wollte eigentlich nur meinen Rücken entspannen und manchmal schwimme ich mich je im „Ich werde auf keinem Fall meine Haare mit Wasser in Berührung bringen Becken“ warm. Im Zick-zack-Kurs schwamm ich langsam durch das Becken. Nach 10 Minuten wurde mir das mehr als zu langweilig. Schon als ich noch sehr jung war, bin ich Strecken gelaufen, weil mir das Gehen zu lange gedauert hat. Ein wirklich geduldiger Mensch war ich nie. Aber ich schweife ja schon wieder ab. Ich hatte plötzlich freie Bahn, da es zu einer Rottenbildung an der Kopfseite des Beckens kam. Mein erster Gedanke war eigentlich: Ist das überhaupt erlaubt, so nah. Aber dem Alter nach waren alle bestimmt schon das dritte Mal geimpft. Der zweite Gedanke: Oh, Platz zum Rückenschwimmen. Machen die älteren Herrschaften und Damenschaften ja auch, nur gucken die vorher nicht. Und die Arme bekommt man ja in dem Alter ja kaum noch über den Kopf. So ist das Rückenschwimmen eher so ein im Wasser Sitzen und man hat noch zusätzlich die Gelegenheit mit den anderen in der Reihe ein kleines Schwätzchen zu halten. Gern wird hier nebeneinander geschwommen. So wie auf der Autobahn, wo sich alle um den Fahrer auf dem Mittelstreifen versammeln. Also die Bahn dichtgemacht. Da muss man schon tauchen können. So schlimm war es gestern nicht.

Ich also auf der freien Bahn los. Gaaaaanz langsam. Und rums gegen jemanden gestoßen. Hab dann noch einen Tritt in die Magengrube bekommen. Dachte die Frau ertrinkt und zappelt drum. Und wo war die noch vor 30 Sekunden? Ich murmle eine Entschuldigung und schwimme ohne die Arme zu bewegen weiter. Nächste Runde. Bahn frei. Fast die gleiche Situation nur diesmal das Bein in die Seite. Und von beiden Seiten. Ich bin ein großes Fragezeichen. Naja, keine Ahnung bin ja bald auch fertig. Nochmal Brust in die eine Richtung und dann zurück auf dem Rücken ohne die Arme zu bewegen zum Ausschwimmen. So der Plan. Beim Brustschwimmen queren mir zwei Damen den Weg. Kann man ja drum rumschwimmen. Zusätzliches Work-out ist immer willkommen. Auf dem Rückweg krallen sich plötzlich knochige Finger in meinen Kopf und versuchen mich unter Wasser zu drücken. Ein kurzer Moment der Orientierungslosigkeit. Bin ich in einem Albtraum gefangen und Freddy versucht mich zur Halloween zu ertränken? Die richtige Jahreszeit hätten wir. Ne, bin ja im Rentnerbad und schon seit Stunden wach, erinnere ich mich. Ich drehe mich um, um zu schauen, wem die skelettartige Hand gehört. Bordeauxfarbene Haare schauen mich an und fauchen: Warum gehen sie nicht da drüben schwimmen? Sie stören hier. Die blonde Frisur daneben nickt. Und ich denke: Ey, Mädels ihr müsst mal wieder nachfärben. Sieht scheiße aus. Ich merke aber schnell, dass es nicht um eine Stilberatung geht, sondern ……KEINE AHNUNG. WTF sollte das? Ich gucke von einer zur anderen. Und frage: Was jetzt? Das verrunzelte Bordeauxgesicht giftet: Dann tauche ich ihren Kopf nochmal runter. Hm, habe ich das erste Mal verpasst? Konnte mich nicht erinnern, unter Wasser gewesen zu sein. Ich: Ich könnte Sie beide auch gleichzeitig döppen.

Döppen. Ein Wort aus meiner Kindheit, aus dem Ruhrgebiet, bedeutet …Döppen, das…jemanden, ohne dessen Zustimmung mit Gewalt mit der Hand Kopf unter Wasser zu drücken, in der Regel ist die Döpperin stärker als die Gedöppte.

Ab hier hängt die Geschichte ein wenig. Ich könnte schreiben, was anschließend wirklich passierte. Das wäre aber nicht witzig. Mit meinen Geschichten aus der Hamsterradhölle möchte ich Dich gern zum Lachen bringen oder mindestens zum Schmunzeln. Also hier die möglichen Varianten.

In meinem Kopfkino nahm ich ein wenig Schwung und packte beide Frisuren und hielt sie unter Wasser bis sie zu zappeln aufhörten. Ist auch nicht lustig, entspannt aber ein wenig, wie alle Mordfantasien.

Im nächsten Kopfkino gehe ich zum Bademeister, der sich sicherlich schon gewundert hat, was da im Wasser passiert, und beschwere mich. Er glaubt mir nicht und verweist mich mit bellenden Ton aus dem Bad. Droht mit der Polizei und Hausverbot, weil ich nicht genügend Abstand zu seinem ungeimpften Körper halte. Ich verlasse das Bad, dass Johlen aus dem Haarspraybecken hallt in meinem Kopf.

Das letzte Kopfkino zeigt mich mit viel Anlauf in das Haarspraybeckenbecken springen. Mein Leben zieht in meinem inneren Auge an mir vorbei. Arschbombe in die Mitte des Beckens. Alle Haare nass.  Bademeister schreit: Das ist aber nicht erlaubt. Ich gehe, um nie wieder zu kommen. Ende der Geschichte.

Bis Bald

Deine immer noch lachende Beate

P.S. Ich denk an Dich

 

 

 

19 März 2021

Eine Geschichte für Dich

Liebster Alex,

es tut so gut Deine Worte zu lesen. Gern würde ich Dich ein wenig mehr aufmuntern, habe aber das Gefühl, dass wir uns in einer endlosen Spirale von Arbeit und Ärger befinden. Deshalb habe ich jetzt diese noch frische Geschichte für Dich.

Heute habe ich ein paar studentische Hilfen zum Tragen meiner neuen Küche engagiert. Ein bunter Haufen junger Männer, vor Kraft strotzend und voller guter Laune. Wie Du weißt, wohne ich im viertem Stockwerk Altbau ohne Fahrstuhl. Wenn man schwer beladen die Treppen hochläuft, ist es gefühlt der zehnte Stock. Als erstes kam die Kühl-Gefrierkombi. Nicht wirklich schwer, aber unglaublich unhandlich. Ich konnte durch alle Stockwerke ihre Stimmen hören, also hatten Sie noch genug Puste für die nächsten Elektrogeräte. Nach einer sehr kurzen Verschnaufpause wollten Sie los mit leeren Händen, wurden von mir schnell belehrt, dass Sie Leergänge später bereuen würden. Bepackt mit Teilen meiner alten Küche, Hausmüll, Altglas und was sonst noch runter musste, machten Sie sich auf den Weg, um ein paar Schränke, Schubladen und Werkzeug nach oben zu bringen. Ich hatte ein wenig Sorge, dass Sie auch alle Kinderwägen, die im Eingangsbereich für gewöhnlich stehen, mit dem mitgebrachten Elan fröhlich nach oben trügen. Ich nahm mir vor, sollte dies geschehen, nicht zu verraten, dass das nicht zum Auftragsumfang gehört und das überflüssige Gut irgendwo mit einem Lächeln zu verstauen. Die glücklichsten Gesichter habe ich aber gesehen, als ich den schon verschwitzten Helden der Arbeit mitteilte, dass es gar keine Spülmaschine zu tragen gäbe.

Weihnachten, Ostern oder ein Heiratsantrag hätten kein schöneres Strahlen hervorbringen können.

Weihnachten, Ostern oder ein Heiratsantrag hätten kein schöneres Strahlen hervorbringen können. Da sind Sie, die kleinen Freuden des Lebens, die Lichtblicke, die mit einer unglaublichen Unbeschwertheit ohne Vorwarnung über dich kommen, um dir die schlechte Laune und deinen Alltagsärger so mir nichts dir nichts einfach entreißen. Du kannst dich dagegen nicht wehren, gegen die gute Laune, die plötzlich durch den Übermut der Jugend und Unbeschwertheit über dich rollt, wie eine warme Welle und du über dich und die Welt lachen musst, als hätte es kein Gestern gegeben und das Morgen völlig egal ist.

Allerdings holt einen die Realität sehr schnell wieder ein. Nein, eigentlich nicht DIE Realität, sondern die Realität der Anderen, der schlechtgelaunten Chefs und Kollegen, der komplizierten Kunden und deren Sonder-Sonderwünsche, der Zwang der ständigen Präsenz für den Job und das Privatlegen, der gezwungenen guten Laune und der völlig irrationale Druck, ständig etwas besser zu machen, mehr zu haben als andere, sich niemals zufrieden geben müssen oder wollen.

Das alles holt mich ständig ein und nur die Liebe zur Dir lässt mich doch wieder lächeln und sanft an das Morgen denken.

Deine Beate

 

P.S. Ich Denk an Dich 

22 Februar 2021

Vernünftig können wir nicht

Lieber Alex,

du hast mir schon ganz lange nicht mehr geschrieben. Wir machen seit neuestem so viel zusammen, dass unsere Briefe einfach zu kurz kommen. Vielleicht haben wir uns durch den sonntäglichen Podcast schon alles gesagt. Aber dennoch überkommt mich eine Traurigkeit, wenn ich keine Briefe mehr von Dir bekomme. Briefe sind doch viel vertraulicher, viel intensiver, weil ich erst darüber nachdenken muss, was ich schreibe. Ein paar aufgenommene, gesprochen Worte, die zwar spontan, jedoch vorsichtig formuliert werden, können einen Brief nicht ersetzen, da er beständiger ist, sich wie für immer geschrieben anfühlt. Eigentlich wollten wir einen lustigen Podcast machen, allerdings finden wir uns immer wieder bei sehr ernsten Themen wieder. Ob das die Zeit, der uns immer wieder einholenden Pandemie ist, oder sind wir ernst und vernünftig geworden? Nein, vernünftig sind wir nicht! Dafür haben wir zu viele Ideen. Um es mit Deinen Worten zusammenzufassen,

„Ich war so gut vorbereitet, bis du Fragen gestellt hast.“

Lass uns weiter auf unser Leben vorbereitet sein, bis einer Fragen stellt, um zu reagieren ist dann immer noch Zeit genug.

Deine Beate

P.S. Ich denk an Dich

22 Dezember 2020

Weihnachtsgeschenk

Lieber Alex,

ich habe ein Geschenk für Dich. Nun, eigentlich ist es auch ein erzwungenes Geschenk von Dir an mich. So ist es mit Geschenken manchmal, wie mit Ideen. Wir haben Ideen, wie unsere von der Krise gebeutelten Freunde und Freundinnen, Geschäftspartner und Geschäftspartnerinnen ihre finanziellen Engpässe überwinden sollen, oder Ihre persönliche Probleme lösen können:

“Hast Du es schon mal damit probiert, oder die xy aus Hintertupfelfingen hatte folgende Idee……….

Wenn Menschen so anfangen, möchte ich gern meistens das Telefon fallenlassen, einen Regenguss im Park über meinem Kopf niedergehen lassen oder den Zusammenbruch des Internets während einer Zoomkonferenz herbei wünschen.  Und dann in die Nacht schreien: “NEIN, und es interessiert mich auch nicht, weil es nichts mit meiner Situation zu tun hat, ich nicht verblödet bin und jetzt eine halbe Stunde brauche um Dir Lauch zu erklären, warum das für mich keinen Sinn macht, und warum Du nicht, da Du ja alles besser weißt nicht selbst Admin, Schriftstellerin, Einzelhändlerin, Gastronomin, Fotografin, Fußfetischistin, Malerin, Virologin, Mathematikerin oder gar Mutter oder Vater bist. ” Dann bliebe mir die Luft auch schon wieder weg und ich hätte mich beruhigt. Würde natürlich denken, dass es alle ja nur gut meinen.

Aber gerade dieses “gut meinen” ist eine Aufgabe, eine Arbeitsanweisung oder eine Kritik an der Kompetenz der den guten Ratschlag entgegennehmenden Person. Ungefragte Ratschläge sind Müll. Sie gehören auf die allwissende Müllhalde des Internets. In die Foren der “ich habe zwar keine Ahnung, aber ich würde das so machen – Fraktion”.

Aber ich habe ein gegenseitiges Geschenk für uns. Wir machen unseren ersten Podcast. Sollte das Internet, wie wir es kennen während der Weihnachtsfeiertage trotz Oma Erna und Co. , die über ZOOM mit Ihren Enkeln sprechen müssen, noch existieren, machen wir das. Damit das nicht wie ein Arbeitsauftrag an Dich scheint, habe ich mir schon technische Ratschläge geholt.

Deine Beate

P.S. Ich denk an Dich.

20 Juli 2020

Geld macht nur reich

Lieber Alex,

in letzter Zeit lerne ich beruflich sehr viele neue Menschen kennen. Die Vielfalt der Personen, die nun zu meinem Bekannten- und Kundenkreis gehören nimmt ständig zu. Einige Begegnungen sind teilweise lustig, verstörend (nein nicht wirklich, ich habe ja schon alles im Leben gesehen), nervig, ungewollt und manchmal sogar anrührend.

Anrühren sind Begegnungen mit älteren Damen. Frauen, die sich im hohem Altern vor die Tür wagen, die sich auf eine Veranstaltung trauen, die Kunst, Musik, Sonne und guten Kaffee und noch besseren Wein genießen wollen. Das sind meine Vorbilder, meine Idole. Manchmal nähme ich Sie gern in den Arm, wenn auch nur in Gedanken. Ich bin auf jede von ihnen so stolz.

Begegnungen können verstörend sein

Anderer Begegnungen erfüllen mich mit großer Trauer. In der Kunstszene (bei den echten und den Möchtegernbohemien) ist es üblich eine Mäzenin oder einen Mäzen zu haben. Das ist erstmal nicht verwerflich. Auch ich habe es mit einem Unterstützer sehr weit gebracht. Aber wie skurril das Werben um eine Person mit genügend Geldpolster sein kann, konnte ich in den letzten Tagen beobachten. Ich bin unsicher, auf wessen Seite ich mich stellen soll. Der Eine oder die Eine haben Geld, der Andere oder die Andere möchte es haben. Will der Eine oder die Einen nur Gesellschaft und sich mächtig und wichtig fühlen oder will der Andere oder die Eine nur Wein und Essen ohne Gegenleistung erbringen zu wollen oder müssen.

Oh, wie toll wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen. Der Eine oder die Eine könnten sich den Wein und das Essen selbst leisten und der Millionär oder die Millionärin könnten einfach so Geld an die Kunst verteilen oder den kunstschaffenden Menschen ohne eine Gegenleistung zu verlangen und hin und wieder einen guten Wein ausgeben.

Oh! Aber das können sie ja jetzt schon, denn Geld macht nur reich.

P.S. Ich denk an Dich.

 

1 Juni 2020

Wir machen Urlaub

Lieber Alex,

ich vermisse Dich sehr. Deine Anrufe mit der Begründung:“ Ich wollte nur Deine Stimme hören“ lassen mich strahlend in den Tag oder Abend gehen. Unsere letzte Idee, die bei einem dieser Telefongespräche entstand, hängt mir sehr nach.

Aus der ersten Freude: „Wir werden zusammen Urlaub in Polen machen“ entstanden ganz schnell sehr viele ernsthafte Gedanken. Unserer beider Wurzeln kommen aus Schlesien. Deine aus Frankenstein meine aus Gleiwitz, wo ich geboren bin. Beides gehörte zum Königreich Preußen. Aber darum wer wem, wann gehörte und welcher Volksstamm deutsch, polnisch oder kunterbunt ist, wird bei unserer Reise keine Rolle spielen. Das ist zwar wichtig und interessant, wird mir aber zurzeit viel zu sehr von Menschen diskutiert, die andere Ambitionen haben als wir.

Wir gehören zu den Bürgern Europas, die durch die Kriege, deren Sinnlosigkeit fast einen körperlichen Schmerz erzeugt, umverteilt wurden. Versteh mich nicht falsch, ich will keine alte Ordnung wiederhaben, mich schmerzt es nur keinen Ort zu haben, an den ich wiederkehren kann, um zu sagen hier begann alles, was mein Leben und meinen Werdegang beeinflusste, hier ist das Geburtshaus meiner Eltern und meiner Großeltern, hier bin ich zu Schule gegangen, hier leben meine Schulfreunde, hier wohnt die Nachbarin, bei der ich gern zu Mittag aß, wenn meine Mutter was kochte, das ich nicht mochte, hier habe ich mit meiner Schwester gelebt und gezankt, hier habe ich auf das Christkind oder den Nikolaus gewartet, hier habe ich Äpfel aus Nachbars Garten gestohlen.

Die Liste könnte ich weiterführen. Zugegeben, es ist ein wenig kitschig und vielleicht kannst Du Dir gar nicht vorstellen, was ich fühle. Ich denke, dass aber dieser unumkehrbare Umzug aus Polen nach Deutschland sehr prägend war. Für meine Eltern war das ein Umzug ohne Wiederkehr, ohne Kompromisse, teils damals dem kalten Krieg geschuldet und teils anderen politischen Absurditäten, über die Historiker schreiben sollten.

Also habe ich meine Heimatstadt in Erinnerung als einen Ort, an dem meine Familie nur darauf wartete in den „Goldenen Westen“ auszureisen. In Polen waren wir die Deutschen in Deutschland waren wir die Polen. Trotzdem hege ich keinen Groll. Es ist nur eine persönliche Leere, wenn ich meine Vergangenheit betrachte.

Desto mehr freu ich mich mit Dir zusammen unsere Wurzeln zu betrachten. Vielleicht vergeht diese Sehnsucht nach Geburtsort, so als wenn man ein Pflaster auf eine nicht so große Wunde klebt, oder pustet, damit ein rein psychosomatischer Schmerz endlich vergeht.

Du willst auch die Gedenkstätte Ausschwitz Birkenau besuchen. Ich sehe uns schon tränenüberströmt uns an den Händen haltend dort stehen. Ein Besuch dort ist nicht schön aber notwendig.

Deine Beate

P.S. Ich denk an Dich.

17 Mai 2020

Laute Schreie durch die Nacht

Lieber Alex,

es kommt mir fast wie eine Ewigkeit vor, seitdem ich Dir geschrieben habe. Ich wollte nicht schon wieder über Corona schreiben. Es ist so als hätte uns diese Pandemie komplett in Haft genommen. Ja genau, in Haft hat uns Corona genommen, nicht Merkel oder der OB Müller in Berlin. Ich habe gestern meine ersten Verschwörungsgläubigen im realen Leben getroffen und ich kann Dir sagen, ich bin total betroffen.

Ich war entsetzt bis ungläubig, dass man das alles Glauben kann. Corona ist nur dafür da, damit wir alle geimpft werden sollen, selber Denken, ich weiß was eine Diktatur ist, früher durften wir alles sagen nur Reisen war verboten, ich war auf der Demo und habe kein Corona bekommen, hat dein Freund, der gestorben ist, eine Vorerkrankung, alle die Sterben, sterben an einer Lungenembolie nicht an Corona, ich habe auch mit gebildeten Menschen gesprochen, die meiner Meinung sind, die anderen dürfen schon ins Fitnessstudio, die Grenzen sind schon wieder offen, ich rieche eine Diktatur, weil ich schon mal in einer gelebt habe, in Schweden konnten alle machen was sie wollten,  ich habe bei der Frisörin keine Maske aufgesetzt und sie auch nicht, man stirbt an anderen Krankheiten und nicht an Corona, an der Grippe sterben auch jedes Jahr 30.000 Menschen, mir ist gerade die letzte Gehirnzelle geplatzt.

Ich war so desorientiert, dass ich nach dieser Aufzählung vor Erschöpfung gleich drei Stunden geschlafen habe. Ich hätte am liebsten rein geschrien:

„Reißt euch doch mal zusammen!“

Das wäre so sinnlos gewesen. Darauf einen Schnaps, der tötet alles ab, hoffentlich auch die Erinnerung an dieses Zusammentreffen.

Ja und sonst so: „Ich vermisse gute Gespräche bei einem Glas Wein, Bier, Whisky oder Kaffee (ich bin ja vielfältig) mit meinen Freundinnen und Freunden. Ich vermisse, sich während eines Gespräch in die Arme zu nehmen, weil man so berührt – nicht gerührt- ist, von der Meinung des anderen. Ich vermisse das laute Hinausbrüllen der Gefühle in die stille Nacht beim Lagerfeuer, weil man da immer denkt, dass man allein ist auf der Welt, weil man geblendet durch das Feuer nichts Anderes mehr sehen kann.  So geblendet wie der Unionfan, der heute grölend durch Köpenick lief, konzentriert auf sein Bier, oder geblendet durch…….ach keine Ahnung was da so vorgeht in der Männerseele. Da weißt Du wahrscheinlich besser Bescheid als ich. So viel Sexismus sei mir heute gegönnt, als Ausgleich, für alles. Danke für Dein Verständnis.

Deine mal wieder orientierungslose Beate

P.S. Ich denk an Dich.

4 Mai 2020

Selbstbewusstsein und Mangotarte

Lieber Alex,

mein Kopf ist so voller Überlegungen, dass ich gar nicht weiß, was ich schreiben soll. Ständig fange ich in Gedanken an, einen Brief an Dich zu schreiben. Leider habe ich keine kleine Fee, die in meinem Kopf mithört und mitschreibt. Schon als ganz junges Mädchen habe ich in meinem Kopf Briefe an mein erwachsenes Ich geschrieben, in der Hoffnung eines Tages mit meinem verständnisvollen Ich darüber reden zu können. Später habe ich die Briefe an meine Lebensabschnittsgefährten adressiert und sie nie aufgeschrieben und niemals ausgesprochen. Dann habe ich es bedauert, da ich sie für ziemlich genial hielt, also die Briefe und meine Sicht auf Dinge, die meine Welt bewegten.

Heute bin ich manchmal ganz froh darüber, denn wer sollte das alles lesen? Dieses Vor- nach und dazwischenpubertäre Geschwurbbel einer fast erwachsenen Frau. Vielleicht strotzten sie damals vor Genialität, also für mich, vielleicht fehlt es meinem Ego von heute aber auch nur an Selbstbewusstsein, das anerkennt, dass ich es hätte durchaus aufschreiben können. Dieses absolute Selbstbewusstsein, bei den meisten schon fast Hybris bewundere ich oft. Also ich stehe eher fassungslos mit offenem Mund da und höre ihre Worte. Die Worte von Menschen, die so von sich als Person, ihrer absoluten Wichtigkeit für das Überleben der Menschheit überzeugten, die mit ihrer Einzigartigkeit quasi die Welt am Laufen halten, ohne die es nichts von Bedeutung gäbe, deren Nachkommen behütet und gehelikoptert aufwachsen müssen und schon viel zu früh wissen was ein Mangotarte ist und wie Sushi schmeckt. Aber lassen wir das. Da geht es wieder mit mir durch, das Ego, das wahrscheinlich nur neidisch ist, auf das ereignislose Leben der anderen.

Und dann gibt es in einer Schublade meines großen Apothekerschrankes meiner Menschensammlung noch die Heldinnen und Helden des Lebens, die leise ihre Werke tun. Deren Lebenswerke vielleicht, wenn sie keine Erben haben, nie gewürdigt werden. Diesen Gedanken fand ich bei einer Plauderei mit einer Bekannten, die als Fotografin Land und Leute, wie man so schön sagt, verewigt. Die sehr vielen Kindern das Schwimmen beigebracht hat, mit viel Freude und Engagement. Die als Lehrerin mehr als sie musste getan hat. Wir sprachen über Ihre Website, die sie soweit es möglich ist, selbst gestaltet und bearbeitet. Sie entschuldigte sich, dass sie nicht so schnell sei, beim Suchen in der Adminansicht, in den, wer kennt das nicht, tausend Menüpunkten, sie sei halt technisch nicht so begabt.

Da blieb mir auch die ganze Zeit der Mund offen stehen, wenn das eine 80jährige Frau so sagt. Außerdem müsse sie denn mal los, zum Geigenunterricht, den sie lernt seit 3 Jahren die Geige zu spielen, nur für sich, weil es schon immer ihr Traum war. Ich bin immer noch sprachlos, und Du, mein lieber Alex weißt wie ungewöhnlich das ist.

Deine Dich sehr vermissende und sprachlose Beate

P.S. Ich denk an Dich

22 April 2020

Geölte Gießkannen

Lieber Alex,

ich wusste gar nicht, dass Sammeln eine so seltsame Leidenschaft ist. Vielleicht sagt das Wort an sich schon alles. L E I D E N -schaft. Ich sammle auch. Das hast Du bestimmt nicht von mir erwartet, da ich ja immer so aufgeräumt wirkte, man traut mir sinnloses Kaufen von Gegenständen, die nur einen Wert haben, weil sie selten oder limitiert sind nicht zu. Aber genau so ein Sammler bin ich nicht. Also so ein Sammler, der Dinge sammelt, weil Sie angeblich wertvoll sind und noch schlimmer: wertvoll werden könnten. Das halte ich sowieso für völligen Schwachsinn, weil ja die Sachen, solange man niemanden findet, der sie einem abkauft, nicht wirklich wertvoll sind.  Natürlich ist eine Statuette aus Gold von sich von Wert, weil das Gold irgendwie von Wert ist, aber dafür müsste ich Sie einschmelzen und dann wäre der sogenannte Sammlerwert weg, weil es nur ein Klumpen Gold wäre, mit dem ich mir im Laden nicht mal ein Brot kaufen könnte. Und jetzt gerade frage ich mich, ob mein Gegenbeispiel wirklich eins ist, denn, wenn ich eine Spielzeugfigur hätte, die in limitierter Auflage verkauft wurde, noch in der Originalverpackung, Preislabel noch dran. Was ist die Wert, wenn Sie bei mir im Regal steht? Wird sie mit der Zeit wertvoller? Wenn der ganze Staub sich drauf gesammelt hat und die Packung vergilbt ist. Ach, das würde aber nur bei mir passieren, ein richtiger Sammler von Plastikgedöns oder Comics hat die nochmal in Plastikfolie eingeschlagen und liest die Comics natürlich nicht, damit Sie sich wieder gut verkaufen lassen und in Wirklichkeit kauft der ernsthafte Sammler noch mehr Comics oder Plastikfiguren oder sonstiges limitiertes Zeug oder Sonderausgaben, wie bei CDs oder DVDs (die kleinen Plastikscheiben, die in Plastikhüllen eingepackt sind, meistens ist Musik drauf, oder ein Film mit Bonusmaterial, was kein Mensch ansehen will) und irgendwann ist die Wohnung voll mit limitiertem Plastik, das erst wertvoll wäre, wenn man einen Käufer dafür fände, den man nicht sucht, weil man sich nicht trennen mag von den tollen Sachen, die sonst nur sehr, sehr wenige andere haben und kauft lieber noch mehr davon, als, wenn man älter wird, Geldanlage, weil man das so macht und wenn man die Plastikfiguren eingeschmolzen hat, kann man dafür auch kein Brot kaufen. Und jetzt weiß ich gar nicht mehr wie ich darauf gekommen bin. Vielleicht weil, wenn man gestern ein Barrel Öl gekauft hätte, 40 USD bekommen hätte und das Öl. Also noch dazu, zum Öl, null Euro für ein Barrel ÖL und 40 USD, (ich glaube das immer noch nicht ganz, deshalb wiederhole ich es so oft, es wird aber durch das Umformulieren nicht besser)  weil sich da Leute gedacht haben, ich kaufe Dinge, die rar sind, als Geldanlage. Und jetzt stelle ich mir das Gesicht der Bäckereifachverkäuferin vor, wenn ich mit meinem Fass Öl und 40 Broten….. ne, so funktioniert das nicht.

Deshalb sammle ich im Moment Gartengießkannen aus Zink, ich werde sie mit Blümchen bepflanzen und meine Freude daran haben, sie in Reih und Glied im Garten aufzustellen, mal nach Größe geordnet und mal völlig durcheinander, wir werden uns nie trennen müssen, weil sie nicht wertvoll sind, und ich gar keinen Gedanken daran verschwenden muss, ob ich sie verkaufen soll, aber ich kann ihnen nicht garantieren, also den Gießkannen, dass sie einzigartig sind, oder für immer bei mir bleiben dürfen, im Gegensatz zu Dir, lieber Alex. Aber ich habe mir ein Limit von 40 gesetzt.

Deine verwirrte Beate

P.S. Ich denk an Dich